Interne Operationsfreigabe
Wien internistische Operationsfreigaben
Soll ich
Plavix, Efient,
Brilique, Aspirin, Pradaxa, Xarelto, Eliquis, Marcoumar oder Sintrom vor meiner geplanten
Operation pausieren?
(die
im folgenden Text genannten Namen Plavix, Efient, Brilique, Aspirin,
Pradaxa, Xarelto, Eliquis, Marcoumar,
Sintrom, Thrombo-ASS, Warfarin und Lovenox sind geschützte
Markennamen)
Ein
immer größeres Problem vor geplanten Operationen -
der Chirurg schreibt im
Aufklärungsblatt seiner Abteilung, das Sie bei der Anmeldung
zu einer Operation
erhalten: "Aspirinhaltige Medikamente sind 5 Tage, Plavix und Marcoumar
eine Woche vor Ihrer Operation zu pausieren". Ihr Internist
hat Ihnen
aber gesagt, diese Medikamente seien wichtig für Sie, deshalb
sollten Sie die Tabletten nicht
eigenmächtig weglassen.
Was
tun?
Die folgenden Erörterungen stellen meine
private Meinung zum
angesprochenen Problem dar; sie versuchen zwar, unvoreingenommen die
vorhandenen wissenschaftlichen Daten darzustellen, es ist aber durchaus
möglich, dass ich daraus unrichtige beziehungsweise auf den
konkreten
Einzelfall nicht anwendbare Schlüsse ziehe; es gibt auch
durchaus
angesehene Kollegen, die aus den vorliegenden Ergebnisse
völlig andere
Schlüsse als ich ziehen. Diese Seite soll daher nur der
allgemeinen
Information dienen und keinesfalls das Gespräch mit dem
behandelnden
Arzt ersetzen, da der Laie oft die in meinem Artikel angesprochene
Problematik in Bezug auf seinen eigenen, individuellen Fall nicht
richtig einschätzen kann und somit ohne ärztliche
Begleitung falsche
Schlüsse ziehen könnte, die eventuell zu gravierenden
gesundheitlichen Folgen
führen. |
Aspirinhaltige
Medikamente, zum Beispiel Thrombo-ASS und viele Schmerz- und Grippemittel enthalten
Acetylsalizylsäure,
also Aspirin) können
die Blutungsneigung
bei Operationen verstärken,
weil sie die Blutplättchen (die Thrombozyten) irreversibel,
also für die
verbleibende Lebensdauer des Plättchens, an ihrer Aufgabe
hindern - der
Aufgabe, Blutungen zu stillen, indem sie bei Blutungen und
Gefäßverletzungen klebrige
Häufchen bilden, die die Wunde verschließen und
zusammen mit roten
Blutkörperchen und dem im Blut normalerweise in
gelöstem Zustand existierendem
"Klebstoff" Fibrin die Gefäße
verschließen. Da nur ein Siebentel
aller Ihrer Blutplättchen täglich neu gebildet wird,
dauert es also mehrere -
etwa 5 - Tage, bis die meisten Ihrer Blutplättchen wieder
funktionsfähig sind
und Blutungen sofort stillen können - etwas, das der Chirurg
sich wünscht, denn
eine blutende Wunde kann zum Problem werden.
Aber vielleicht haben Sie das Aspirin gerade deshalb
verschrieben
bekommen, weil bei Ihnen die Gefahr besteht, dass ein wichtiges
Blutgefäß auch
ohne Verletzung durch übereifrige Blutplättchen
verstopft wird? Das ist etwa nach
Implatation eines Stents der Fall - also der Einpflanzung
eines winzig
kleinen Röhrchens in ein verschlossenes
Blutgefäß, um es wieder zu öffnen und
auch auf Dauer offen zu halten. Man macht dies sowohl am Herzen (an den
Koronargefäßen, also jenen
Gefäßen, die das Herz mit Blut und Sauerstoff
versorgen),
wenn Sie einen drohenden Herzinfarkt hatten, oder unter Angina pectoris
(Herzschmerzen durch vorübergehende Minderversorgung des
Herzens mit Sauerstoff
aufgrund verengter Koronargefäße) leiden; aber auch
an der Halsschlagader (der
Carotis), um einen Schlaganfall zu verhindern, oder an den
Beinarterien, um die
"Schaufensterkrankheit" zu behandeln.
Diese Stents
sind so
zart und dünn, dass sie sich manchmal verstopfen, und dies
kann zum Beispiel
einen schweren Herzanfall auslösen - deshalb erhalten Sie nach
Einpflanzung
eines Stents lebenslang Aspirin, um dies möglichst zu
verhindern! Aber auch
andere Patienten, die ein erhöhtes Risiko für
Gefäßverschlüsse haben, erhalten
vorbeugend Aspirin - zum Beispiel Diabetiker,
zumindest jene die
gleichzeitig auch einen erhöhten Blutdruck oder einen anderen
Risikofaktor haben, oder Menschen die schon einen
Herzinfarkt, Schlaganfall oder Gefäßverschluss
überstanden haben oder unter Angina
pectoris leiden. Sie alle sind somit beim Weglassen des
Aspirins potentiell gefährdet.
Es gibt aber auch Patienten, bei denen man mit gutem Gewissen
verlangen
kann, 5 Tage vor Operationen kein Aspirin zu nehmen: etwa
jene, die Aspirin
(oft in einem der vielen frei erhältlichen Schmerz- und
Grippemittel)
gegen Grippe oder Schmerzen
einnehmen; oder jene, die
Aspirin nur "auf Verdacht hin" entweder aus eigenem Antrieb nehmen
(weil sie
darüber gelesen haben oder der Schwager es auch nimmt...) oder
weil es ihnen
der Hausarzt oder Internist "rein prophylaktisch"
verschrieben
hat - diese Menschen können und sollen Aspirin vor Operationen
pausieren - und
ehrlich gesagt gibt es auch keinen gesicherten Grund, warum sie es
nachher
wieder nehmen sollten, denn in der Prophylaxe bei Menschen mit geringem
Risiko gibt es statistisch mehr Nachteile (Magenreizung,
Blutungsneigung) als
Vorteile.
Somit gilt also: wenn Sie Aspirin wegen eines
schwerwiegenden Grundes
nehmen, lassen Sie es nicht ohne nachzufragen weg weil der Chirurg es
Ihnen so
anordnet - nehmen Sie Kontakt mit jenem Arzt auf,
der weiß warum sie das
Medikament nehmen,
und fragen Sie ihn nach seiner Meinung.
Wenn ohnehin nur
ein Zahneingriff, eine Operation an der Haut, oder eine Staroperation
geplant
ist, haben viele Chirurgen und Zahnärzte ohnehin nichts
dagegen, dass Sie
Aspirin weiter einnehmen; wenn Ihr Arzt anders denkt, und Sie zur
Gruppe von Patienten mit erhöhtem Gerinnungsrisiko gehören,
können
Sie ihn ja zumindest bei diesem geplanten Eingriff
wechseln. Unmöglich ist eine Operation nur bei Eingriffen am
Nervensystem (Hirn
und Rückenmark) und an inneren Organen, bei denen eine
Blutstillung nicht
möglich ist - hier muss überlegt werden, ob der
Eingriff unvermeidbar und
unaufschiebbar ist, dann muss das Aspirin in diesem Fall eben
weggelassen
werden - wenn Sie einen Stent im Herzen haben, sollte die
nächste Herzstation
mit Herzkatheter nicht zu weit weg sein, dann kann man schlimmstenfalls
einen
verschlossenen Stent wieder eröffnen. Wenn bei Ihrer geplanten
Operation ein
mittleres Blutungsrisiko bestehen, etwa bei einer Hüft-
oder Knieoperation,
ist das weitere Vorgehen mit dem Chirurgen zu besprechen - es gibt
immer mehr
Operateure, die Sie auch unter Aspirineinnahme operieren werden. Man
wird Sie freilich darauf hinweisen, dass es
eventuell zu vermehrten Blutungen, Blutergüssen, vielleicht
auch (selten!) zu
einem höheren Verbrauch an Blutkonserven kommen kann. Ist eine
Operation unter
Aspirin nach Meinung Ihres Chirurgen nicht möglich, gilt das
oben für
Operationen am Nervensystem Gesagte. Sollten Sie das Aspirin aber nur
wegen
Schmerzen, Grippe oder allgemeiner "Vorbeugung" einnehmen, lassen Sie
es 5 Tage vor der OP weg.
Noch eine Stufe heikler ist das "Superaspirin" Plavix
(Clopidogrel;
gibt es auch schon als Generikum, dann ist im Namen meist, aber nicht
immer,"Clopido" und/oder "Gre" zu finden) und sein noch
stärkerer
Bruder Efient (Prasugrel)
- deren
Wirkung auf die Blutgerinnung ist nämlich noch wesentlich
heftiger und länger
anhaltend als die von Aspirin, und bis auf "Kleinigkeiten" wird man
wohl nichts unter Plavixeinnahme operieren,
außer man hat keine Wahl,
weil ein akuter Notfall vorliegt; in dieser Situation kann man sich
aber
mittels Thrombozytenkonzentraten, also Blutplättchen von
Blutspendern,
behelfen, wenn tatsächlich starke Blutungen auftreten sollten.
Heikel ist die
Situation mit diesen beiden Substanzen auch deswegen, weil in den meisten
Fällen ein "harter" Grund für Ihre Einnahme
vorliegt - man
verschreibt sie vorwiegend in Situationen, in denen man bezüglich eines
Gefäßverschlusses ernsthaft besorgt ist. Hier sind
die modernen
"Drug Eluting Stents" (das sind besonders moderne,
innen mit
einer speziellen Substanz beschichtete Stents, die meist in den
Herzkranzgefäßen eingesetzt werden)
gefährdet, und zwar besonders im
ersten halben Jahr. Patienten mit Drug eluting stents ("DES")
müssen daher unbedingt ein Jahr lang (in
manchen Fällen auch länger) Plavix
gemeinsam mit Aspirin (man nennt das "duale
Plättchenhemmung")
einnehmen, um eine Stentthrombose (plötzlicher
Verschluss des Stents und
damit des Herzkranzgefäßes, kann zum Infarkt
führen) zu verhindern. Eine solche
Stentthrombose ist zwar ein sehr seltenes
Ereignis (etwa 1% aller
Patienten pro Jahr), aber die Erfahrung hat gezeigt, dass dann wenn
diese
seltene Komplikation auftrat ihre Ursache fast immer das
Weglassen der
Plavixtabletten in den Tagen zuvor war. Wenn es irgendwie
geht, sollte
daher in den ersten Monaten nach einer DES-Stentimplantation,
womöglich während
der ersten 12 (zumindest aber während der ersten 6) Monate,
jede nicht lebenswichtige Operation
verschoben werden. Danach kann man dann (allerdings unter
weiterer Einnahme
von Aspirin) die Operation durchführen.
Bei der zweiten Art
von Stents, den
nicht beschichteten, reinen Metallstents ("bare metal stents")
braucht man das Plavix nur 1 Monat lang
einzunehmen (wieder in
Kombination mit Aspirin, welches nach Absetzen des Plavix lebenslang
weitergegeben wird) - sollte also bei einem Patienten zum Zeitpunkt der
Stentimplantation schon bekannt sein, dass er bald eine Operation (zum
Beispiel
Hüftprothese) benötigen wird, kann der Kardiologe
schon vorsichtshalber einen
bare metal stent implantieren (oder auch ganz auf die Implantation
eines Stents
verzichten, und das verengte Gefäß entweder zu
diesem Zeitpunkt ganz in Ruhe
lassen oder nur aufdehnen, ohne einen Stent zu implantieren).
Wurde
allerdings ein bare metal stent im Rahmen eines akuten
Koronarsyndroms
(schwerer Angina-pectoris-Anfall, der ohne ärztliches
Eingreifen zur Eröffnung
des verschlossenen Gefäßes zum Infarkt
geführt hätte) implantiert, muss ebenfalls
1 Jahr lang Plavix oder Efient eingenommen werden, da dies
den Richtlinien
der Nachbehandlung des akuten Koronarsyndroms entspricht.
Ein weiterer Nachfolger von Clopidogrel ist Ticagrelor, das in
Europa unter dem Namen Brilique
(in einigen Lädern auch als Possia) und in den USA als Brilinta vermarktet wird; es wirkt nicht nur (wie Efient)
schneller und stärker als Plavix, sondern auch kürzer
als Plavix und Efient, da es die Thrombozyten nicht dauerhaft
schädigt - theoretisch wäre dies vor Operationen
vorteilhaft,
es gibt dazu aber noch keine Erfahrungen.
Die Fachinformation spricht von
7 Tagen
Pause vor Operationen "wenn kein thrombozytenfunktionshemmender Effekt
gewünscht wird" - was an unserem Problem vorbeigeht; in der
wissenschaftlichen Diskussion wird gerade die kurze Wirkungszeit von
Brilique als
Vorteil wegen einer theoretisch denkbaren, deutlich kürzeren
Pause vor
elektiven Operationen betrachtet. Jedenfalls ist auch hier die enge
Abstimmung mit dem Kardiologen, der das Medikament verschrieben hat,
erforderlich.
"Bridging": manchmal wird entgegen obiger
Ratschläge einfach
Aspirin und auch Plavix pausiert und statt dessen eine
vorübergehende Therapie
mit Heparinspritzen (einer gerinnungshemmenden
Substanz) eine
"Brücke" für die Zeit rund um die Operation gebildet.
Leider ist nicht
erwiesen, dass dies wirklich nützt, denn die
Mechanismen der
Plättchenhemmung durch Aspirin, Plavix und Efient
sind völlig verschieden
von der Wirkungsweise des Heparins; außerdem
müsste man wenn überhaupt die
volle gerinnungshemmende Dosis von Heparin verabreichen
(natürlich nicht
unmittelbar rund um die Operation, aber in den Tagen davor und soweit
von der
Wunde her möglich auch danach), was sehr selten geschieht,
meist erhält der
Patient die in diesem Fall nur symbolisch wirksame "prophylaktische"
Dosis, die man normalerweise rund um Operationen zur Vermeidung von
Beinvenenthrombosen gibt (also beispielsweise nur 40mg Lovenox einmal
täglich -
die voll wirksame, zum Bridging aber wie erwähnt vermutlich
auch nur wenig
wirksame Dosis wäre etwa bei einem 80kg schweren Patienten
entweder einmal täglich
120mg oder zweimal täglich 80mg). Das "Bridging" sollte also
nicht
als Krücke verwendet werden, um die obigen Empfehlungen zu
umgehen.
Plavix in anderer Indikation: manche Patienten
erhalten Plavix nicht aus
so schwerwiegenden Gründen wie etwa ein Patient mit DES im
1.Jahr nach der
Implantation, sondern als Ersatz für Aspirin,
entweder weil Aspirin
nicht vertragen wurde oder weil es zu schwach wirksam war (wenn
beispielsweise
ein Patient nach einem Schlaganfall vorbeugend Aspirin erhielt, und
dann trotzdem
einen weiteren Schlaganfall hatte). In diesen Fällen gilt
alles bezüglich des
Pausierens von Aspirin Gesagte, nur dass Plavix wenn
überhaupt dann eben eine
ganze Woche (und nicht nur 5 Tage) vor dem Eingriff
abgesetzt werden
muss.
Marcoumar (Phenprocoumon) und Sintrom
(Acenocumarol), im Ausland
auch Coumadin (Warfarin) sind eine gänzlich andere Gruppe oft
verordneter
gerinnungshemmender Substanzen (sie bilden zusammen die Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten und gehören zu den OAK, den oralen Antikoagulantien) und unterscheiden sich untereinander nur in der Schnelligkeit ihrer
Wirkung,
wobei Sintrom das "schnellste" und Marcoumar das
"langsamste" ist). Auch unter laufender
Marcoumar/Sintromtherapie
ist eine Operation (außer
Hautoperationen, Zahnziehen, Staroperationen
und dgl.) nicht möglich,
da die Blutgerinnung sehr stark gehemmt wird - man kann allerdings im
Notfall die Virkung schnell aufheben, indem man Gerinnungsfaktoren als
Infusion zuführt. Die
Wirkung ist so stark, dass diese Patienten ihr Medikament nicht nach
einem
einheitlichen Schema einnehmen können, sondern für
jeden
Patienten eine
individuelle Einnahmevorschrift erstellt wird, die wöchentlich
bis
monatlich
durch Gerinnungsmessungen im Labor (oder durch Selbstmessung durch den
geschulten Patienten) neu justiert wird; der diesbezügliche
Messwert ist die INR, ein Wert der die Stärke der
Gerinnungshemmung anzeigt; bei Patienten mit Vorhofflimmern strebt man
einen Wert zwischen 2 und 3 an, bei Klappenpatienten fallweise bis 3,5.
Ist die Wirkung zu stark,
können auch ohne Verletzung gefährliche Blutungen
auftreten;
ist sie zu schwach,
wirkt das Medikament nicht vorbeugend gegen Thrombosen
und Embolien
(das sind Verschlüsse der Venen bzw. der Arterien).
Es gibt viele
Gründe,
warum ein Patient Marcoumar/Sintrom einnehmen muss: die häufigsten
sind Vorhofflimmern
und bestimmte Beinvenenthrombosen, die heikelsten
sind Patienten mit künstlichen Herzklappen
aus Metall. Es hängt also
sehr vom Grund der Marcoumar/Sintromverordnung (also von der
"Indikation") ab, ob Marcoumar/Sintrom für die Dauer einer
Operation einfach
pausiert werden kann, oder ob ein Bridging
mit Heparin
(das
hier im Gegensatz zur Anwendung bei Aspirin- und Plavix/Efientpatienten
durchaus seinen festen Platz hat, weil Marcoumar und Heparin auf
ähnliche Weise
in die Gerinnung eingreifen) angeraten wird. Die
größte
Notwendigkeit für ein
echtes (also nicht nur mit symbolischer Minidosis) Bridging mit Heparin
in
voller therapeutischer Dosis (natürlich nicht am
Operationstag, da
muss
pausiert werden, und zwar 24 Stunden vor dem Eingriff beginnend,
postoperativ
kann die therapeutische Dosis erst frühestens 48 Stunden nach
dem
Eingriff
gegeben werden, bis dahin nur die prophylaktische oder doppelte prophylaktische Dosis, je nach Blutungsverlauf !) besteht bei
Patienten mit künstlicher Herzklappe in Mitralposition (das
ist
die
Herzklappe, durch die das Blut in die linke Herzkammer strömt)
und
bei Patienten mit älteren
Modellen künstlicher Klappen in Aortenposition (jene Klappe im
linken
Herzen, durch die das Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagader
fließt). Am wenigsten gefährdet sind Patienten,
die Marcoumar/Sintrom wegen eines Vorhoffflimmerns bei sonst gesundem
Herzen
und ohne vorangegangenem Schlaganfall und ohne Zuckerkrankheit erhalten
haben,
hier kann ruhig eine Woche pausiert werden ohne Heparinspritzen zu
geben, wenn anzunehmen ist, dass die effektiv im INR-Bereich unter 1,5
liegende Zeitspanne (also jene Zeit, in der keine Schutzwirkung
besteht) 48 Stunden nicht überschreitet. Ein
mittelgroßes Risiko stellen Patienten dar, die wegen schon
mehr
als 12 Monate
zurückliegender Beinvenenthrombose Marcoumar erhalten, sie
können, müssen aber
nicht mit der prophylaktischen Heparindosis behandelt werden.
Sie
als
Patient sollen dies jedoch nicht entscheiden, sondern sich mit einem in dieser Frage bewandertem Arzt
(meist der, der
Ihnen Marcoumar/Sintrom primär
verordnet hat) absprechen. Wenn dann eine
Einnahmepause gemacht wird, sollte sie bei Marcoumar 1 Woche vor dem
Eingriff
betragen, bei Sintrom genügen 3 Tage Pause.
Unmittelbar vor der Operation
muss dann jedenfalls noch eine letzte Gerinnungsmessung erfolgen, um
sicherzugehen dass die Wirkung von Marcoumar/Sintrom hinreichend
geschwunden
ist - wegen der individuellen Unterschiede gibt es nämlich
immer wieder
Überraschungen bei der Wirkdauer.
Neue Alternativen zu Marcoumar:
Bei
Patienten mit Vorhofflimmern (teilweise auch nach Thrombosen und
Lungenembolien) wird neuerdings statt Marcoumar auch eines der neuen
Medikamente verwendet, die man als "NOACs" (novel anticoagulants) oder "DOACs" (direct oral anticoagulants) zusammenfasst. Dies sind derzeit drei Präparate: Pradaxa (in einigen Ländern Pradax), Xarelto und Eliquis.
Sie werden ohne Laborkontrolle eingenommen, sind sonst den OAK sehr
ähnlich (aber viel teurer); auch sie müssen nach einem recht
komplizierten Schema (abhängig von der Thrombose- und der
Blutungsgefahr des betreffenden Patienten, bei Pradaxa auch von der
Nierenfunktion) vor Operationen (wenn es sich nicht nur um Zähnereissen
oder dergleichen handelt) pausiert werden - bitte auch bei diesen
Medikamenten unbedingt mit jenem Arzt sprechen, der Ihnen das Mittel
verschrieben hat, bevor Sie es eventuell pausieren!
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Internetseiten mit aktuellen Themen aus der Kardiologie - diesmal: was
tun, wenn die Routinekontrolle Ihres Herzschrittmacher
überraschend ergibt, dass Sie unbemerkt Vorhofflimmern hatten?
Brauchen Sie dann Marcoumar oder DOACs?
scheibelhofer@internist.at
Erklärung: über
diese Homepage (Anbieterkennzeichnung, einige warnende Worte,
etc.)